Drei Ellen gute Bannerseide,
eine Korona, ehrenwert,
im farbenfrohen Festtagskleide ist heut‘,
was unser Herz begehrt.
Und Wort und Lied von Mund zu Munde
von Herz zu Herzen hallt es hin;
so blüht des Festes hohe Stunde
und muß mit seiner Wende flieh’n.
Doch eines bleibt für alle Weite!
Onolden, unser Banner steht,
und seine feine, weiche Seide
fortan ob uns’ren Häupten weht.
Hört nun, was seine Farben sagen
und schaut des Wappens Bilder dann!
Sie sollen durch die Zukunft tragen,
was wir geglaubt, gewollt, getan.
Im sakralen Violette
glühn die Ideale auf,
die durch der Geschlechter Kette,
während langer Zeiten Lauf
waren unsres Bundes Kraft,
Herzblut unsrer Bruderschaft.
Nur drei höchste will ich nennen,
lauter wie des Wappens Gold,
die ihr vor der Welt bekennen,
stets im Schilde führen sollt:
Ehre, Freiheit, Vaterland,
deutscher Volkheit Unterpfand.
In die Zukunft müßt ihr bauen,
das heischt eures Wappens Grün,
eurer jungen Kraft vertrauen,
heut wie einstens, frank und kühn!
Wenn der Jugend Herzen glühn,
wird Onoldia immer blühn.
Als Symbol im zweiten Felde
unsrer alten Musenstadt,
Altdorfs Seminarturm gelte,
der schon treu erfunden hat
einst der Väter wackre Schar,
die des Bundes Gründer war.
Stark in seinen Fundamenten,
ragt der alten Freundschaft Turm;
fest durch aller Zeiten Wenden
trotzt er jedem Wettersturm.
Treue, mit dem Bund geboren,
bleib‘ uns immer unverloren!
Schauet dann im dritten Felde
Frankens Schild in Weiß und Rot!
Weiß gemahne uns an Reinheit,
Rot an höchster Lieb Gebot!
Onolden, dem Onoldenland
Unser Herz und unsre Hand!
Franken seid ihr, frei geboren
in dem kernhaft deutschen Land,
oder habt ihm zugeschworen,
euer Herz ihm zugewandt.
„Im Kerne deutsch und frank und frei“
fernhin unsre Losung sei!
Und im vierten, letzten Felde
eures Wesens Bildgestalt seht ihr da.
Ihr gelte unser Streben mannigfalt!
Stets in klarer, reiner Sphäre,
in des Azurs heit’rem Blau
geistbeflügelt, ohne Schwere,
schwebt der Jüngling zu der Au,
wo selbst Götter gerne weilen,
Sphärenharmonie erklingt,
Musen ihre Gaben teilen
mit den Menschen, hochgesinnt.
Höret seiner Harfe Klingen,
seines Liedes Zauberklang!
Selbst sein Auf- und Niederschwingen
und sein Schreiten ist Gesang.
Jugend, suche ihm zu gleichen!
Mus?sche Bildung strebet an!
Höchstes gilt es zu erreichen!
Junge Brüder, auf! hinan!
„Onoldia, sei’s Panier!
Frei ist der Bursch!
In Treue fest!“
ist uns ins Bannertuch geschrieben.
Unser Wahl- und Wappenspruch
ist durch neunzig Jahr geblieben
Burschen heiligster Verspruch.
Wie er’s war, so soll er’s bleiben,
heute, morgen, immerzu!
Banner, trag‘ ihn durch die Zeiten
unsren fernsten Enkeln zu!
Semester kommen und sie gehen.
Vivat, akademia!
Alle sollen blühen sehen unsere Onoldia!
Ihr bringen wir zum Komitat
ein „Vivat! crescat! floriat!“
Zur Bannerweihe am 94. Stiftungsfest,
am 20. Juli 1957
von Bbr. K. Thoma