Es war von jeher Onoldenart, unbekümmert voranzugehen, Pionierdienste zu leisten. Dies kann‚ ohne jede Überheblichkeit behauptet und vielfach bewiesen – werden.
Es fing mit der Gründung der Landsmannschaft in Altdorf an und setzte sich fort bis zum Aufnahmeverfahren in den Schwarzburgbund.
Von Anfang an haben sich die Onolden für den Zusammenschluß der Lehrerverbindungen, allgemein gesagt, für eine größere Gemeinschaft eingesetzt. „Schon vor dem Krieg (1. Weltkrieg!) traten in Altdorf die einzelnen Landsmannschaften des öfteren in engere freundschaftliche Fühlung. Besonders Onoldia und Frankonia wurden durch hochnotpeinliche Untersuchungen von seiten des Direktorats schon zu einer gewissen Schicksalsgemeinschaft getrieben.
Im Jahre 1908 deckten Onolden die in die Untersuchung verwickelten Frankonen, indem sie deren Kneiputensilien in ihren Schränken versteckten, doch all dies führte nicht zu einem offiziellen Zusammenschluss. Ein solcher trat zum ersten Male in den Bereich der Möglichkeit nach der Anerkennung der Landsmannschaften seitens des Seminars im Jahre 1919. Damals äußerte der Erste Chargierte Frankonias diesen Gedanken gegenüber dem Zweiten der Onoldia, doch auch damals folgte dem Gedanken noch nicht die Tat.
Eine weitere Erörterung des Zusammenschlussgedankens fand im Sommer 1920 zwischen Onolden und Masoven statt. Auch dies Beginnen scheiterte schon in den Anfängen. Die Beharrlichkeit der Onolden konnte aber doch noch ihre Früchte tragen. Das geschah im Jahr 1922. Unsere Bundesbrüder Robert Carl und Otto Mohr hatten die Initiative ergriffen.
„Mohr wurde mit der Ausarbeitung des Satzungsentwurfes beauftragt, Carl sollte einen Aufruf für die Lehrerzeitung verfassen. Beide entledigten sich ihrer Arbeit in mustergültiger Weise. Der erste Schritt sollte in Kitzingen geschehen bei dem Stiftungsfest der Frankonia.“
Die Rechnung ging auf. Mehrere Onolden hatten ihre Ferienwanderungen in den Steigerwald verlegt und waren am 7. August 1922 in Kitzingen eingetroffen. Am 8. August nahmen sie am Stiftungsfest der Landsmannschaft Frankonia teil, jedoch am 9. August verwirklichten sie ihren Plan. Im Verlauf des Kommerses kam es zur feierlichen Gründung des neuen Verbandes. Sie wurde vollzogen durch die Unterschrift der beiden Landsmannschaften Frankonia und Onoldia. Der junge Verband nannte sich nach dem Gründungsort „Kitzinger Kartell (Kartell farbentragender Lehrerverbindungen)“.
Für die Onolden war dies nur ein Anfang. Sie hatten inzwischen mit mehreren Lehrerverbindungen Fühlung aufgenommen und sich zum Ziel gesetzt, möglichst alle farbentragenden Lehrerverbindungen zusammenzuschließen. Und sie scheuten keine Kosten, keine Mühen bei der Verfolgung dieses Zieles. Ihr ehrliches Mühen wurde belohnt. Im Dezember 1922 fuhr eine Onoldenabordnung nach Kaiserslautern, um die dortige Landsmannschaft RhenoPalatia für das Kartell zu gewinnen. In drei Tagen war dies geschehen. Im Jahre 1925 folgte die Landsmannschaft der Schwaben, Suevia Altdorf-Nördlingen-Lauingen. Man änderte den Namen des Verbandes in „Deutsches Lehrerkartell“ um.
Am 1. Juni 1926 wurde die Landsmannschaft Pädagogia Eichstätt gewonnen, am Thomastag 1926 die Pädagogia Bayreuth, und schließlich folgte auch die Pädagogia Bamberg. Nach einer nochmaligen Namensänderung hieß der Verband schließlich „Ring deutscher Lehrerverbindungen“.
Ein hochgestecktes Ziel war erreicht, es war das Werk Onoldias. Wenn wir heute in den noch erhaltenen Nummern des Verbandsorgans, der Ringzeitung, nachlesen, möchte uns purer Neid überkommen. Welch reiches Leben; wie viel Optimismus und Idealismus strömt dem Leser und Betrachter entgegen! Da wurde in die besetzte Pfalz gefahren. (Ein Onolde wurde von der Besatzungsmacht festgenommen, weil er ihr nicht mit dem nötigen Respekt begegnen konnte!) Man traf sich bei Kommersen in Nürnberg, Kitzingen, Nördlingen, Bayreuth, Eichstätt und Bamberg. Viele wissen heute noch davon zu erzählen. Ein kurzer Auszug aus einem Pressebericht vom Jahre 1927 möge stellvertretend für zahlreiche Berichte stehen und ein klein wenig von dem Glanz jener Tage widerspiegeln.
Am 21. April 1927 stand im „Bamberger Volksblatt“ zu lesen: „Nunmehr finden sich heute und morgen Lehrer aus allen Gauen links und rechts des Rheins zum diesjährigen Festkommers des Ringes deutscher Lehrerverbindungen in Bamberg zusammen. Mit herzlicher Freude heißen wir all die frohen Farbenträger aus Kaiserslautern, Nördlingen, Eichstätt, Nürnberg, Bayreuth, Kitzingen usw. in Bamberg willkommen. . . . Im Laufe des Tages waren ca. 100 Teilnehmer eingetroffen. Vertreten sind die Verbindungen: Onoldia Nürnberg, Pädagogia Eichstätt, Suevia Nördlingen, Rheno-Palatia Kaiserslautern, Pädagogia Bayreuth, Frankonia Würzburg und Pädagogia Bamberg. Unter festlichen Klängen zogen 22 Chargierte in den prächtig geschmückten Saal ein. Die präsidierende Verbindung war Onoldia Nürnberg, deren Vorsitzender Seyfried…. Mit besonderer Freude erfüllte alle Teilnehmer die Anwesenheit der Rheinpfälzer Kameraden.
So gestaltete sich der Abend zu einer imponierenden Kundgebung für die Lehrerverbindungen, die im Kampf um ihre Anerkennung erneut Boden gewonnen haben.“ Nun bedeutete zwangsläufig die Auflösung der Verbindungen im Jahre 1935 auch das Ende des „Ringes“. Die Erlebnisse und Ereignisse in dieser Gemeinschaft waren jedoch so nachhaltig, die Erfolge so imponierend, dass mit dem Wiedererstehen der Landsmannschaft Onoldia nach dem Kriege auch der Wunsch nach einer größeren Gemeinschaft wieder auflebte.
Von den alten Ringverbindungen konnten nur zwei wieder erstehen:
die Landsmannschaft Suevia-Nördlingen und die Landsmannschaft Onoldia-Nürnberg. Dazu gesellte sich die Lehrerverbindung Masovia Nürnberg, die zwar dem Ring nicht angehört hatte, den beiden genannten Landsmannschaften aber seit Jahren in Freundschaft verbunden war. Für einen Zusammenschluss bzw. für eine Neugründung eines Verbandes kamen daher vorerst nur diese drei Verbindungen in Frage.
Ende 1954 kam es dann auch zu den ersten Besprechungen zwischen dem verstorbenen Ehrensenior der Masovia, unserem Ehrenphilister Paul Leinberger und dem Verfasser. Eswar unsere Absicht, die drei genannten Verbindungen zu einem losen Verband zusammenzuschließen, der dann zu einem Sammelbecken für alle neu entstehenden gleichstrebigen Lehrerverbindungen werden sollte. Als Fernziel schwebte uns allerdings schon damals der Anschluss an einen großen Verband vor.
Zunächst wollten wir uns gegenseitig unterstützen in dem Bemühen, „das Gedankengut farbentragender Korporationen in die Reihen der Lehrerschaft zu tragen und insbesondere die jungen Lehrerstudenten für das neue deutsche Studententum zu gewinnen.“ (Satzungen des NSC.)
Unsere Freunde von der Landsmannschaft Suevia waren dafür sofort zu gewinnen, und so konnten wir bereits am 26. Februar 1955 den „Nürnberger Senioren-Convent“ — NSC — ins Leben rufen. Unsere Erwartungen konnten sich allerdings nicht erfüllen. Sicherlich haben unsere gemeinsamen NSC-Veranstaltungen am Thomastag in Nürnberg, unsere gegenseitigen Besuche bei Stiftungsfesten usw. die Öffentlichkeit beeindruckt, haben sie gewiss einen Rahmen geschaffen, der seine Wirkung auf andere Verbindungen und auf Studenten nicht verfehlt hat. Mehr zu erreichen war dem NSC nicht gegönnt. Er konnte sich weder erweitern, noch konnte er in seiner Gesamtheit Anschluss an einen größeren Verband finden. Die Gründe dafür sind uns heute wohl bekannt. Nach der Neuordnung der Lehrerbildung hatte und hat jede Lehrerverbindung an einer Pädagogischen Hochschule berechtigte Hoffnung, mit ihren voll immatrikulierten Studenten Anschluss an einen akademischen Verband zu finden. Der Umweg über den NSC erscheint da weder notwendig noch erfolgreich.
Denn auch folgendes mussten wir inzwischen erkennen: Ein großer Verband (Dachverband oder Bund) ist nicht an einem kleinen Verband interessiert, wohl aber ggf. an einer Verbindung, die mit ihren Zielen und Grundsätzen, mit ihrer Finanzkraft seinen Vorstellungen entspricht und seinen Anforderungen gewachsen ist. So bestand nicht die geringste Aussicht, die in Eichstätt und Bamberg neu gegründeten Lehrerverbindungen für den NSC zu interessieren. Auch die durch den Seminar-PhilisterVerband Bayreuth an der dortigen Pädagogischen Hochschule ins Leben gerufene FrancoPalatia, die zu den NSC-Verbindungen in einem sehr herzlichen Verhältnis steht, konnte sich nicht für den NSC entscheiden. Es mußte daher in den Reihen der NSC-Verbindungen die Erkenntnis mehr und mehr Raum gewinnen, dass der „Anschluss“ letzten Endes von der einzelnen Verbindung im Alleingang erreicht werden muss.
Um die Landsmannschaft Onoldia hatten sich zwei Dachverbände bemüht. Die Angebote mussten jedoch nach Prüfung der Satzungen und sonstiger Bedingungen abgelehnt werden. Unsere Standhaftigkeit sollte bald in schöner Weise belohnt werden: Es rief der Schwarzburgbund!