Karrieregeil, ewiggestrig und Saufen – Klischees über Studentenverbindungen gibt’s viele. Die Deutsche Burschenschaft fällt immer wieder rechtsradikal auf. Doch sind alle Studentenverbindungen gleich?
Erst einmal allgemein:Eine Studentenverbindung ist im deutschen Sprachraum ein Verband von Studenten und Alumni einer Hochschule, der Brauchtum und gewachsene Traditionen pflegt. In Deutschland sind weniger als ein Prozent aller Studierenden Mitglied in einer Studentenverbindung.
Es gibt viele verschiedene Arten von Studentenverbindungen, die man nicht in eine Schublade werfen kann: zum Beispiel Corps, Turnerschaften, Sängerbünde, Burschenschaften. Die einen sind farbentragend und schlagend, das bedeutet bei ihnen gibt es die sogenannte Mensur, das Fechten mit scharfen Waffen. Andere sind farbentragend und nicht schlagend. Wieder andere definieren sich über ein gemeinsames Interesse, wie akademische Gesangsvereine oder Turnerschaften. Der Dachverband “Deutsche Burschenschaft” steht immer wieder wegen rechtsradikaler Tendenzen in der Kritik. Davon distanzieren sich andere Verbindungen klar.
Sogenannte „Landsmannschaften“ beispielsweise legen Wert auf politische Neutralität, außerdem spielen Nationalität, Herkunft und Religion kein Kriterium bei der Aufnahme neuer Mitglieder. Auch der Vorwurf, dass Frauen in Verbindungen immer nur schmückendes Beiwerk seien, zieht nicht immer: Einige Verbindungen nehmen inzwischen Frauen auf und es gibt auch reine Damenverbindungen. Was die meisten Verbindungen vereint: Pflege lebenslanger Freundschaften, Netzwerke und alter Traditionen.
Was hat man davon, einer Verbindung beizutreten?
Bei uns in den Verbindungen steht im Mittelpunkt die Verbindung der Mitglieder in lebenslanger Freundschaft, die Ausbildung von Charakter sowie die Stärkung von Persönlichkeit und Tatkraft. Viele Berufstätige betrachten heute ihre frühere Tätigkeit für die Organisation und die Administration der Verbindung als ideale Vorbereitung für ihre spätere Management-Karriere. Und die routinemäßige Übung beim Begrüßen von Gästen und beim Halten von Kneipreden ist besser als jedes Rhetorik-Seminar. Zudem kann man in der Gemeinschaft sehr viel Spaß haben. Eine Zeit, an die man sich gerne zurück erinnert.
Welche Pflichten habe ich?
Wer in eine Verbindung eintritt, muss sich bewusst sein, dass er hier keine Erlebnisse konsumieren kann, sondern mitmachen muss. Verbindungen organisieren Feste der unterschiedlichsten Art, die das Studentenleben bereichern. Sie fahren zu Besuchen bei anderen Verbindungen in andere Universitätsstädte oder zu ihren Alten Herren, aber auch auf Verbandstagungen. Und Sie empfangen Besuche, die bewirtet und betreut werden wollen. Wer Verbindungsstudent wird, dem macht es Freude, sein Leben und das Leben in der Gemeinschaft aktiv zu gestalten.
Wie finde ich die passende Verbindung?
Studentenverbindungen sind Freundschaftsbünde, in denen die lebenslange Freundschaft aller Mitglieder das Ziel ist. Wenn der Studienanfänger nach einer Studentenverbindung sucht, in die er eintreten möchte, ist es natürlich ganz wichtig, dass einem die Mitglieder sympathisch sind und dass die Ausrichtung zu den Interessen passt. Wenn man keine persönlichen Präferenzen durch Familie oder Freunde hat, sollte man sich von zwei oder drei Verbindungen am Ort zu lockeren Veranstaltungen einladen lassen und prüfen, ob es einem gefällt.
Was muss ich tun, um aufgenommen zu werden?
In der Regel kann man den Eintritt als “Fuchs”, also als Mitglied auf Probe, formlos mündlich beantragen. Darüber wird dann in einem “Convent” demokratisch befunden. Während der Fuchszeit haben beide Seiten Zeit, sich gegenseitig zu prüfen. Wenn der Aufnahmekandidat merkt, dass das Leben in der Verbindung nichts für ihn ist, kann er formlos austreten. Die Aufnahme als Fuchs erfolgt in einer kleinen Zeremonie, die die Ernsthaftigkeit des Vorgangs unterstreichen soll. Dabei gibt es aber keine Prüfungen oder Zwänge. Nach erfolgreicher Fuchsenzeit kann der Fuchs lebenslang aufgenommen werden. Das passiert in der Regel nach ein oder zwei Semestern.